Ausbreitung von AIDS und HIV

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch  „AIDS – Herkunft, Verbreitung und Heilung“. Das vollständige Buch können Sie als E-Book (pdf, E-Pub) im Shop erwerben.


3.1            Seuchenbehörde der USA vorinformiert

Es hat bisher keine Epidemie solchen Ausmaßes gegeben, die so frühzeitig entdeckt wurde wie die AIDS-Massenerkrankungen. Sie wurden bereits eine Katastrophe genannt, als ein seuchenhaftes Ausmaß noch gar nicht erreicht war. In einem für die Medizingeschichte beispiellosen Tempo wurden nicht nur Verbreitungswege dieser offiziell bis dahin unbekannten Krankheit beschrieben, sondern auch der für Menschen neuartige Erreger benannt.

3.2            Pneumocystis carinii-Lungenentzündung in Los Angeles

Am 5. Juni 1981 erschien im Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR), dem Mitteilungsblatt der USA-Seuchenkontrollbehörde Centers for Disease Control, ein Bericht unter dem Titel „Pneumocystis Lungenentzündung – Los Angeles“[149]. Dieser Bericht war der publizistische Startschuß der folgenden AIDS-Massenerkrankungen. Maßgeblicher Verfasser war ein Wissenschaftler der University of California in Los Angeles, Michael S. Gottlieb. Der Beitrag beginnt mit dem denkwürdigen Satz: „Zwischen Oktober 1980 und Mai 1981 wurden fünf junge Männer, alle aktive Homosexuelle, an drei verschiedenen Krankenhäusern in Los Angeles, Kalifornien, an Pneumocystis carinii-Lungenentzündung behandelt, die durch Biopsie bestätigt worden war.“

Neben Pneumocystis carinii-Lungenentzündung litten die fünf Männer an zwei weiteren Infektionen, die durch den Pilz Candida albicans und das Cytomegalievirus ausgelöst worden waren. Die vier ersten waren von atypischen Mykobakterien des Mycobacterium-avium-Komplex befallen[150]. Diese Erreger waren viel seltener und bemerkenswerter als Pneumocystis carinii, Candida und das Cytomegalievirus. Aber sie werden bis 1982 noch nicht einmal erwähnt. Die Bedeutung, die der Pneumocystis carinii-Lungenentzündung beigemessen wird, bedarf einer Erklärung. Sie wird in dem Beitrag aber nicht geliefert. Die Patienten waren 29 bis 36 Jahre alt. Dieser Altersabschnitt wird mit ‘erwachsen’ bezeichnet, im alltäglichen Sprachgebrauch ebenso wie in der medizinischen Fachsprache. Bisher waren fast ausschließlich Kinder an PCP erkrankt. Das Adjektiv „jung“ für die fünf Männer war also irreführend. Auffallend ist weiterhin die Darstellung von Einzelheiten des Geschlechtslebens („alle aktive Homosexuelle„). Später heißt es, daß kein Patient einen der anderen kannte und daß keiner gemeinsame Bekannte mit einem der anderen Erkrankten oder Kontakt zu jemand hatte, der an einer ähnlichen Erkrankung litt. Die Patienten hatten keine vergleichbare Geschichte geschlechtlich übertragener Krankheiten. Von zweien wird berichtet, sie hätten „häufig homosexuellen Kontakt mit verschiedenen Partnern“. Aus welchem Grunde kommen die Autoren dazu, die geschlechtliche Neigung dieser fünf Patienten zu erforschen und zu beschreiben? Es gab bis zu diesem Zeitpunkt keinen Bericht, daß Pneumocystis carinii-Lungenentzündung oder Schwächung der Abwehrkräfte geschlechtlich übertragbar seien. Die Centers for Disease Control erklärten in einer Anmerkung zu dem Gottlieb-Artikel, als Ursache für die Fehlfunktion der zellulären Abwehr müsse eine gemeinsame „Exposition“ angenommen werden, die Einzelpersonen für opportunistische Infektionen empfänglich mache. Bei „zuvor gesunden homosexuellen Männern mit Atemnot und Lungenentzündung“ sollten Ärzte in Zukunft Pneumocystis carinii-Lungenentzündung als Ursache in Betracht ziehen. Eine solche Aufforderung konnten zum damaligen Zeitpunkt nur Wahrsager oder Personen mit geheimen Informationen machen.

3.2.1    Hautkrebs Kaposi-Sarkom in New York

Einen Monat später, im Juli 1981, erscheint unter dem Titel „Kaposi’s Sarcoma and Pneumocystis Pneumonia Among Homosexual Men – New York City and California“ ein weiterer Bericht der Centers for Disease Control im MMWR[151]. Darin werden 26 Fälle von Kaposi-Sarkom, der zweiten wichtigen Signalkrankheit von AIDS, vorgestellt. Von den 26 Erkrankten stammten 20 aus New York. Den ersten im eigentlichen Sinne wissenschaftlichen Beitrag über „Kaposi-Sarkom bei homosexuellen Männern“ bringt am 19. September 1981 die Fachzeitschrift Lancet[152]. Er befaßt sich mit den Krankengeschichten von acht Männern. Die Autoren versuchen darin zu begründen, warum das zwar seltene, aber nicht unbekannte Kaposi-Sarkom bei diesen Betroffenen als neuartige Krankheit zu gelten habe.

Als erstes Argument wird angeführt, daß im Gegensatz zu früheren Erkrankungen jetzt jüngere Männer betroffen seien. Das ist falsch: In seiner Beschreibung der Krankheitsbilder von sechs Personen, durch die die Krankheit 1872 erstmals klassifiziert und in die Medizingeschichte eingeführt wurde, nennt der österreichische Arzt Moriz Kaposi einen 45-, einen 40- und einen achtjährigen Patienten[153]. Die acht New Yorker Patienten waren zwischen 27 und 45 Jahre alt. Ferner äußern die Lancet-Autoren die Ansicht, daß die Hauterscheinungen nicht mehr vorrangig an den unteren Gliedmaßen, sondern am ganzen Körper auftreten. Doch auch damit werden die Beobachtungen Kaposis nicht korrekt wiedergegeben. Kaposi hatte benannt: Füße, Hände, Kinn, Wange, Oberlippe (Patient 1); Fußsohlen, Hände, Arme, Augenlider, Nase, Darm (Patient 2); Fußsohle links beziehungsweise Unterschenkel (Patienten 3,4 und 5; über den sechsten Patienten hatte Kaposi keine besonderen Angaben gemacht). In Lancet werden dazu bei Diagnosestellung genannt: Kopf (Patient 1); Kopf, Rumpf, Arm (Patient 2); Kopf, Rumpf, Arme (Patient 3); Rumpf, Arme, Beine (Patient 4); Brust, Arme (Patient 5); Rumpf, Arme, Beine (Patient 6); Rumpf, Arme, Beine (Patient 7) sowie Kopf, Rücken (Patient 8). Die im Vergleich zu Kaposis Beobachtungen geringfügigen Unterschiede im Lancet rechtfertigen nicht den Bericht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift über eine angeblich neuartige Krankheit. Auch jene Behauptung, wonach „die Erkrankung“ (bei erst acht Patienten bereits zu diesem Zeitpunkt in der Einzahl so bezeichnet) einen aggressiveren Verlauf nehme, ist falsch. Statt acht bis 13 Jahre bleibe dem Patienten oft nur eine Überlebenszeit von weniger als zwanzig Monaten. Denn auch dies ist nicht neu: Von Kaposis sechs Patienten ging einer nach zwei Monaten zum Sterben nach Hause, einer verstarb nach sechs Wochen, einer nach einem Jahr. Kaposi schätzte: „Die Krankheit führt zum Tode, und zwar innerhalb einer kurzen Frist von zwei bis drei Jahren.“ Von den acht Lancet-Patienten waren vier nach 30 Monaten tot; vier lebten, zwei von ihnen waren zur Zeit der Veröffentlichung geheilt. Einer von beiden, ein „34jähriger Italiener„, wird 1990 in einer Studie[154] als Beispiel für eine mild verlaufende Form von Kaposi-Sarkom ohne HIV-Infektion und ohne Störung des Verhältnisses zwischen Helfer- und Unterdrückerzellen aufgeführt. Weder die Zahl oder das Alter der Patienten, noch die betroffenen Körperteile oder die Gefährlichkeit der Erkrankungen boten unvoreingenommenen MedizinerInnen Anlaß, von einer neuartigen Krankheit zu sprechen. Bleibt die Homosexualität der „jungen“ Männer. Da Kaposi-Sarkom zu 95% bei Männern vorkommt und da die acht Erkrankungen von acht Ärzten und Ärztinnen in drei Spezialkliniken diagnostiziert wurden, ist es schon auffällig, daß den Untersuchenden eine geschlechtliche Orientierung der Patienten überhaupt erwähnenswert schien. Auffällig auch, wie der „schwarze“ Patient geschildert wird: „Der einzige schwarze Patient in unserer Studie ist in Amerika geboren und war nie in Afrika gewesen.“ Er wird mit dem eine Unterrepräsentation nahelegenden Begriff „der einzige“ charakterisiert, obwohl jeder achte USA-Einwohner (etwa 12%) dunkler Hautfarbe ist. Nur bei dem Patienten dunkler Hautfarbe, nicht aber bei den anderen sieben, wird das Geburtsland erwähnt. Und nur bei ihm wird unterbliebenes Reisen nach „Afrika“ angeführt.

Früh wurde eine Spezialistengruppe, die „Task Force on Kaposi’s Sarcoma and Opportunistic Infections“, durch die Centers for Disease Control gegründet. Die Gruppe wird unter diesem Namen erstmals August 1981 in dem dritten MMWR-Beitrag[155] zu Fällen von Pneumocystis carinii-Lungenentzündung und/oder Kaposi-Sarkom erwähnt.

Centers for Disease Control benennen „Risikogruppen“

Die „Risikogruppen“ in zeitlicher Reihenfolge

AIDS ist in vielen Staaten nicht zu einer Massenerkrankung geworden. In den NATO-Staaten blieb für blaßhäutige Personen AIDS eine Krankheit, an der nahezu ausschließlich homosexuelle Männer, DrogenkonsumentInnen, Hämophiliepatienten und EmpfängerInnen von Bluttransfusionen erkranken. Menschen dunkler Hautfarbe stehen indes (siehe folgendes) in Gefahr, an AIDS zu erkranken. Die Centers for Disease Control begründeten die auffallende Ausbreitung mit dem Vorhandensein von „Risikogruppen“. Spätestens seit August 1981 war klar, daß nicht nur homosexuelle Männer von Kaposi-Sarkom und opportunistischen Infektionen betroffen sind. Der „Follow-Up on Kaposi’s Sarcoma and Pneumocystis Pneumonia“ nennt 95 homosexuelle und sechs heterosexuelle Männer sowie eine Frau, die bis zu diesem Zeitpunkt ohne erkennbare Ursache an Kaposi-Sarkom/opportunistischen Infektionen erkrankt waren[156]. Schon in dem ersten Bericht war erwähnt worden, daß einer der fünf Pneumocystis carinii-Lungenentzündung-Kranken intravenös Drogen einnähme[157]. Seit Juni 1982 gehört die Frage nach Drogen zum offiziellen Fragenkatalog[158]. Aber eine Frage nach eventuellem Drogenkonsum wird zu diesem Zeitpunkt allerdings nur für die 152 an Pneumocystis carinii-Lungenentzündung Erkrankten, nicht aber für die anderen Erkrankten gestellt und beantwortet. Erstmals wird bei der Beschreibung das Kriterium „Rasse“ verwendet, und zwar für „Weiße“, „Schwarze“ und „Hispanier“. Die Bezeichnung „Hispanier“ soll für BürgerInnen aus einem der Staaten Lateinamerikas gelten. Merkwürdig auch die Verteilung nach Hautfarbe: An Pneumocystis carinii-Lungenentzündung erkrankte homosexuelle Männer waren zu 68% „weiß“, heterosexuelle Männer nur zu 31% und Frauen zu 12,5%. (Auch bei weit höheren Erkrankungszahlen bleibt dieses Verhältnis bestehen; s. Kapitel 4.2).

Einen Monat später – im Juli 1982 – veröffentlichen die Centers for Disease Control einen Bericht, welcher die HaitianerInnen als in besonderem Maße von der neuen Krankheit betroffene „Population“ darstellt[159]. Bereits eine Woche später werden die Hämophiliepatienten als neue „Risikogruppe“ genannt, nachdem drei Fälle von Pneumocystis carinii-Lungenentzündung unter ihnen registriert worden sind[160]. Erstmals wird die Vermutung ausgesprochen, daß der Erreger möglicherweise auch mit Blutprodukten übertragen wird. Am 15. September 1982 schließlich ist die Einteilung der behaupteten Ausbreitung von AIDS vollständig. Unter dem Titel „Current Trends: Update on Acquired Immune Deficiency Syndrome (AIDS)-United States“ verwenden die Centers for Disease Control erstmals den in Zukunft gültigen Namen, behaupten, daß es sich um eine Epidemie mit hoher Zuwachsrate handele, nennen betroffene „Risikogruppen“ und liefern eine erste Falldefinition[161]. Die Einteilung in „Risikogruppen“ ist hierarchisch: Wer in einer der zuerst genannten Kategorien aufgelistet wird, wird, auch wenn er einer weiteren Gruppe zugeschrieben wird, in dieser nicht auch geführt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Risiken in der hierarchischen Reihenfolge „Homo- oder Bisexualität“ (75%), „Intravenöser Drogenkonsum“ (13%), „Haitianische Herkunft“ (6%) und „Hämophilie“ (0,3%). Aber 5,7%  der Erkrankten werden von dieser Einteilung nicht erfaßt. Im Dezember 1982 wird erstmals von einem AIDS-Fall infolge einer Bluttransfusion berichtet[162]. Es handelte sich um einen Säugling, der Transfusionen von Blut, Roten Blutkörperchen und Blutplättchen erhalten hatte. Einer der Spender entwickelte später AIDS und starb im August 1982[163].

Ende 1982 veröffentlichten die Centers for Disease Control die Fallgeschichten von vier Kindern, die an schweren Infektionen und Immunschwäche erkrankt waren. Zwei Kinder stammten von haitianischen Eltern, deren Gesundheitszustand den Centers for Disease Control nicht bekannt sei. Die Mütter der anderen zwei konsumierten angeblich Drogen und waren an Immunschwäche erkrankt[164]. Anfang 1983 schließlich weisen die Centers for Disease Control zwei Frauen mit Immunschwäche vor, deren ständige Partner an AIDS erkrankt waren[165]. Während auf eine der Frauen die AIDS-Definition der Centers for Disease Control zutraf, hatte die andere nur geschwollene Lymphknoten und ein Helferzellen : Unterdrückerzellen-Verhältnis kleiner als 1. In der „Editorial Note“ zu dem Bericht betonen die Centers for Disease Control, daß es für AIDS offenbar einen infektiösen Erreger gebe, der auf dem Wege homo- und heterosexuellen Geschlechtsverkehrs übertragen werde. Bei vier von zwölf anderen Patientinnen, die weder Haitianerinnen noch drogenabhängig seien, handele es sich um die ständigen Sexualpartnerinnen von Männern, die intravenös Drogen einnähmen, heißt es zur weiteren Begründung der These[166]. Außer ihnen werden sechs Kinder erwähnt, von denen fünf an Pneumocystis carinii-Lungenentzündungen und eines an einer Infektion mit Mycobacterium-avium-intracellulare erkrankt waren. Weitere zwölf Kinder, von denen die Centers for Disease Control wußten, sollen an Immunschwäche gelitten haben, nicht aber an lebensbedrohlichen opportunistischen Infektionen. Ende 1982 gab es in den USA somit 22 Kinder, die an unerklärter Immunschwäche litten. Zehn von ihnen hatten Mütter, die intravenös Drogen gebrauchten, zwei Mütter waren haitianischer Herkunft. Bei den zehn weiteren wird kein „Risiko“ erwähnt.

Die AIDS-Theorie ist vollständig. Widersprüchliche Angaben über Ausbreitung

Im März 1983 sagen die Centers for Disease Control, gefährdet seien die folgenden: homosexuelle Männer, DrogenkonsumentInnen, HaitianerInnen, EmpfängerInnen von Blut oder Blutprodukten, GeschlechtspartnerInnen von AIDS-Kranken oder von Angehörigen einer der „Risikogruppen“ sowie Kinder von Müttern aus „Risikogruppen“. Die Verteilung der AIDS-Fälle sei wie die von Hepatitis-B, die geschlechtlich und durch verunreinigte Spritzen oder Blutprodukte übertragen werde[167]. Diese Behauptung mußte jedoch von den Schreibern selbst eingeschränkt werden, denn bis zu diesem Zeitpunkt war kein Fall von AIDS unter Krankenhauspersonal oder Laborangestellten festgestellt worden. Bei Hepatitis-B stellten diese Personen etwa 1/3 der Erkrankten. Bis dahin konnte keine andere Übertragung von Person zu Person festgestellt werden als die durch Intimkontakt oder durch Bluttransfusion, heißt es in dem Artikel[168]. Zu diesen bis Anfang 1983 benannten „Risikogruppen“ kamen 1984 hinzu: alle Menschen, die in der Karibik geboren sind und die größte „Gruppe“, alle Menschen, die in Afrika südlich der Sahara geboren sind.[169]